In einem ehrgeizigen Schritt hat The Shift Project einen vorläufigen Bericht veröffentlicht, der sich mit der Rolle von künstlicher Intelligenz und Datenverarbeitung in einer dekarbonisierten Welt beschäftigt. Obwohl bereits ein kollaborativer Ansatz verfolgt wurde, betrachtet der Bericht sich selbst als unfertig und offen für Verbesserungsvorschläge und Kritik.
Der umfangreiche Bericht, der fast hundert Seiten umfasst, beleuchtet die Auswirkungen von KI und dem Ausbau von Rechenkapazitäten auf den Energieverbrauch und das Klima. Das Shift Project beschreibt die digitale Technologie sowohl als Werkzeug als auch als Herausforderung für eine kohlenstoffarme Wirtschaft. Derzeit jedoch folgt der digitale Sektor einem „nicht nachhaltigen Pfad“, der dringend geändert werden muss.
Die digitale Nutzung nimmt stetig zu
Laut den Daten von 2021 macht der digitale Sektor bereits fast 4% der weltweiten Emissionen aus, vergleichbar mit allen schweren Nutzfahrzeugen weltweit. Besonders problematisch ist die schnelle Zunahme der Emissionen im digitalen Bereich, die einer Dekarbonisierung entgegensteht: weltweit 6% pro Jahr und in Frankreich 2-4%.
Der Bericht betont die bedeutende Rolle von Endgeräten in der CO2-Bilanz des globalen digitalen Sektors. Der digitale Raum agiert als System, in dem Endgeräte, Netzwerk-Infrastrukturen und Datenzentren eng miteinander verknüpft sind. Jede Entscheidung über Datennutzung und Infrastruktur beeinträchtigt das gesamte digitale System.
Um den digitalen Raum mit Klimazielen in Einklang zu bringen, reicht es nicht aus, bestehende Ansätze zur Optimierung zu verstärken. Vielmehr muss ein grundlegend anderer Pfad eingeschlagen werden. Die Verbreitung von rechenintensiven Diensten wie generativer KI erhöht jedoch den Druck auf Energie- und Umweltressourcen erheblich.
Herausforderungen bei der Messung des Energieverbrauchs von Datencentern
Datencenter sind ein zentraler Bestandteil der digitalen Infrastruktur, dennoch bleibt ihre energetische Bewertung schwierig. Zwischen 200 TWh und 460 TWh variiert der Energieverbrauch je nach Quelle, was die Unsicherheit bei der Messung und Prognose verdeutlicht. Ein Mangel an Überwachung und übermäßiges Vertrauen in Effizienzgewinne haben zur unzureichenden Vorbereitung auf die steigende Stromnachfrage geführt.
Der Shift Project-Bericht hebt hervor, dass es wichtig wäre, historische Daten über den Ausbau von Datencentern zu sammeln, um fundierte politische Entscheidungen treffen zu können. Zudem wurden Szenarien zur künftigen Stromnutzung der Datencenter erstellt, um ein umfassendes Bild zu vermitteln.
Die generative KI verschärft den Trend
Das zunehmende Aufkommen generativer KI könnte bis 2030 zu einem massiven Anstieg des globalen Energieverbrauchs führen. Der Bericht prognostiziert eine Verdreifachung des Verbrauchs auf bis zu 1391 TWh. Gleichzeitig könnten die CO2-Emissionen von Datencentern um bis zu 200% steigen, wenn neue Strombedarfe überwiegend durch Gas gedeckt werden.
Auch die Auswirkungen der KI auf Endgeräte werden thematisiert. Um KI-gestützte Dienste lokal bereitstellen zu können, steigen die Anforderungen an Speicher und Rechenkapazitäten, was die Umweltbelastung durch Produktion und Nutzung der Endgeräte erhöht.
Rebound-Effekt
Effizienzgewinne bei Endgeräten könnten durch deren häufige Erneuerung aufgrund von Obsoleszenz und neuen technologischen Anforderungen ausgeglichen werden. Der Bericht fragt, wie der Einfluss der KI auf den Netzwerkverkehr besser beobachtet werden kann und ob ein Anstieg des datengetriebenen Verkehrs zu erwarten ist.
Insgesamt zeigt der Bericht, dass die Auswirkungen der generativen KI auf den Energieverbrauch und die ökologische Bilanz des digitalen Sektors weiter untersucht werden müssen.
„Shift Project warnt: Dringende Maßnahmen gegen wachsende CO2-Belastung durch digitale Technologien nötig“

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